Heilige Kühe des Feminismus

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von Dieter Grillmayer

Das ist die Kernaussage eines Aufsatzes, der eine Unsitte durchleuchtet, welche seit gut zehn Jahren die deutsche Sprache sicher mehr belastet als die neue Rechtschreibung. Diese Unsitte der geschlechtsbetonenden Doppelnennung von Funktionsträgern ist aus Vernunftgründen ebenso anzuprangern wie aus Kulturbewusstsein. Der Schweizer Autor Dr. Arthur Brühlmeier tut dies sehr fundiert, sehr pointiert und mit vielen Beispielen unterlegt. Er hat einen von mir stammenden Beitrag ähnlichen Inhalts („Liebe HebammInnen“) im Internet gefunden und mir daraufhin seinen Aufsatz mit der Genehmigung zur Weiterverbreitung übermittelt. Der Originaltext kann jederzeit bei ihm unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! abgerufen werden. Eine unwesentlich gekürzte Fassung findet man im Internet unter http://lehrer.freepage.de/foel („Freie Meinung“, Folge 4/2001) und eine von mir mit Einverständnis des Autors erstellte Kurzfassung liefere ich gern auf Anfrage ( Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ) in Papierform.

Ich nehme dieses Beispiel ideologisch bedingter Sprachzerstörung zum Anlass, auch auf andere Zeitgeisterscheinungen einzugehen und ein paar andere Behauptungen zu hinterfragen, die zu den „heiligen Kühen“ des Feminismus gehören.

Diese „heiligen Kühe“ dienen allesamt dazu, die Fiktion von der Benachteiligung der Frauen in den entwickelten Demokratien aufrechtzuerhalten. In unseren Breiten ist Feminismus eine Ideologie, die der Zeit hinterherhinkt, also allenfalls noch von nostalgischem Wert. Es steht zweifelsfrei fest, dass Männer Frauen jahrtausendelang in fundamentalen Rechten geschmälert haben und dass sie das in weiten Teilen der Welt auch heute noch tun. Aber bei uns haben reine Männerparlamente, die zunächst auch nur von Männern gewählt werden konnten, und andere Entscheidungsgremien, die bis heute durchgängig männerdominiert sind, Schritt für Schritt die Dinge geändert bis hin zur Frauenquote und zur Männerbenachteiligung.

Immer öfter hebt der EuGH Gesetze auf, bei denen der Gleichheitsgrundsatz zu Ungunsten von Männern verletzt wird. Darum hat auch der LSR-OÖ unlängst sein Schulleiterauswahlverfahren ändern müssen, bei dem eine automatische Bevorzugung von Frauen vorgesehen war. Eine solche Bevorzugung gibt es allerdings nach wie vor, nur nicht mehr „automatisch“.

Im Schulbereich wird gerne das Beispiel strapaziert, dass es mit Bezug auf das Zahlenverhältnis Lehrerinnen : Lehrer viel zu wenige Direktorinnen gibt. Um diesem „Übel“ abzuhelfen hat das PI-OÖ sogar Kurse eingerichtet, die Frauen dazu befähigen sollen, eine Leitertätigkeit auszuüben. Damit soll offenbar einem geschlechtsspezifischen Mangel begegnet werden, da es solche Kurse für Männer nicht gibt. Völlig außer Acht gelassen wird, dass Frauen mehrheitlich den Lehrberuf wählen, weil dieser mit ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter relativ gut vereinbar ist. Diese Frauen denken gar nicht daran, Direktorinnen zu werden.

Aufzuräumen ist auch mit dem Märchen, dass Frauen für die gleiche (und oft besser geleistete) Arbeit schlechter bezahlt würden als Männer. Als „Beweis“ dafür werden Durchschnittseinkommen berechnet und miteinander verglichen. Dass eine solche Rechnung zu verschiedenen Ergebnissen kommen muss, was aber schon rein gar nichts mit Frauendiskriminierung zu tun hat, wird noch zu argumentieren sein. Untergriffig ist jedenfalls die „Verschwörungstheorie“, die Männer und ihre „Netzwerke“ seien für diese unterschiedlichen Durchschnittseinkommen verantwortlich.

Wenn man die Jahresverdienstsumme der Männer durch die Anzahl der männlichen Erwerbstätigen dividiert und die gleiche Rechnung bei den Frauen anstellt, dann müssen die Quotienten zwangsläufig verschieden sein. Denn auf Seiten der Männer schlagen folgende Faktoren positiv zu Buche: Viele Männer arbeiten am Bau oder in anderen Berufen mit Erschwernis-, Gefahren und Schmutzzulagen unter hohem gesundheitlichem Verschleiß. Oder sie bekommen für Nachtschichten, die für Frauen verboten sind, die entsprechenden Zuschläge. Männer leisten in der Regel auch viel mehr Überstunden als Frauen, besonders, wenn sie eine kinderreiche Familie zu versorgen haben. Ihnen das verbieten zu wollen oder für Frauen dieselbe Überstundenquote zu fordern kann nur jemand im Sinn haben, der die Mehrkinderfamilie endgültig abschaffen will.

Umgekehrt schlagen sich auf Seiten der Frauen folgende Faktoren negativ zu Buche: Erstens das um fünf Jahre vorgezogene Pensionsantrittsalter, zweitens sind viel mehr Frauen (freiwillig) in Teilzeit oder (karenzbedingt) in niedrigeren Gehaltsstufen als Männer, und drittens drängen sie sich immer noch in den eher schlecht bezahlten Berufen zusammen, die von Männern kaum ausgeübt werden. „Nachteil“ Eins ließe sich leicht ausmerzen, was aber auf heftigen Widerstand gerade der Frauenverbände stößt, und für die Beseitigung des dritten Handikaps müssen die Frauen schon selber sorgen, wobei jede Werbemaßnahme in dieser Richtung, z.B. die FIT-Aktion, zu begrüßen ist. „Nachteil“ Zwei kommt wohl nur bei Müttern zum Tragen, und da gilt eben, dass man im Leben nicht alles haben kann. Ich tue mir zwar schwer, als Mann etwas zu sagen, was das Ur-Verständnis der Frauen betrifft, aber wahr ist es wohl allemal: Eine Frau, die Kinder zur Welt bringt, hat für die Sinngebung ihres Lebens bereits mehr getan als ein Mann je zuwege bringen kann, und wenn er beruflich auch noch so erfolgreich wäre. Ich wünschte mir, dass dieser Aspekt des Frauseins mindestens ebenso positiv beworben wird wie jene Fähigkeiten, mit denen sie zu den Männern in Konkurrenz treten. Das würde für die Geburtenrate sicher mehr bringen als das Kindergeld.

Abgesehen von den durch die Statistik verursachten Trugschlüssen ist zum Thema „Gehaltsbenachteiligung“ noch zu sagen: In Sparten mit Kollektivlohn = Istlohn (z.B. im Staatsdienst) ist eine Unterbezahlung von Frauen schon rein rechtlich nicht möglich. Und in der freien Wirtschaft gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Jeder Chef, der eine gute Mitarbeiterin schlechter bezahlt als einen Mann, ruiniert sein Geschäft, weil er nämlich die gutn Leute rasch an die Konkurrenz verlieren wird.

Die größten Purzelbäume schlagen die Ideologen des Feminismus aber auf kulturellem, insbesondere sprachlichem Gebiet, und gerade da sind sie am erfolgreichsten. Das finde ich nicht zuletzt deshalb bedenklich, weil es ein Nietzsche-Wort gibt, wonach die Machthaber der


Zukunft jene sein werden, die neue Sprachregelungen durchzusetzen vermögen. Daher ist es mir auch so wichtig, die eingangs erwähnte geschlechtsbetonende Doppelnennung von Funktionsträgern als ideologisch bedingte Sprachzerstörung zu entlarven, die mit der Gleichwertigkeit von Frauen und Männern überhaupt nichts zu tun hat.

Aber mit der Richtigkeit und der Wahrheit nehmen es die Sprachreformer sowieso nicht so genau, seit sie zwei Vorurteile miteinander verknüpft haben und landauf, landab verkünden, dass die deutsche Sprache frauenfeindlich ist. Da wird doch allen Ernstes behauptet, man erkenne das schon an den Ableitungen „herrlich“ (von Herr) und „dämlich“ (von Dame). Ein Blick ins Wörterbuch belehrt uns aber rasch eines Besseren: „Dämlich“ kommt nämlich nicht von „Dame“, sondern von „Dämel“ bzw. „Dämlack“ (Dummkopf, törichter Mensch).

Auch das „Fräulein“ droht dem Feminismus zum Opfer zu fallen, mit der Begründung, es handle sich um eine Diskiminierung, weil man einen jungen Mann schließlich auch nicht als „Männlein“ bezeichne. Weder aus dem frankophonen noch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum habe ich bisher vernommen, dass „Mademoiselle“ oder „Miss“ für eine junge unverheiratete Frau aus dem Gebrauch genommen wurden und ein weibliches Wesen ab dem Zeitpunkt der Geschlechtsreife nur mehr mit „Madam“ bzw. mit „Missis“ angesprochen werden darf.

Den Vertretern der biologischen Anredeform ist allerdings vielfach nicht bewusst, dass es sich beim „Fräulein“ um eine Höflichkeitsform handelt und dass seine Unterdrückung einen Kulturverlust darstellt. Die ursprünglich nur einer jungen Adeligen zustehende Anrede (so heißt bei Goethe „Bin weder Fräulen, weder schön,...“, dass Gretchen nicht von Adel ist) wurde vom Bürgertum als eine (von „höfisch“ kommende) höfliche Anredeform übernommen. Das männliche Gegenstück, der „Junker“, konnte sich im bürgerlichen Sprachgebrauch allerdings nicht durchsetzen, erlebt dafür aber als Weinkennung eine schöne Renaissance. Ein edler Tropfen für ein edles Fräulein.