Brüder, tretet in den Ruhestand!

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von Stefan Bichler

Mensch erst die Chance hat, sich selbst eine Chance zu geben? Oder: Wer sich noch nicht geistig verabschiedet hat, der vertraue sich selbst!

Und Rumänien?

Der deutsch-britische Ex-Politiker und Soziologe Ralf Dahrendorf hat Anfang der 90er-Jahre davor gewarnt, daß es aufgrund der Ausrottung jeglichen bürgergesellschaftlichen Ansatzes unter Ceausescu hierzulande fast unmöglich sein würde, Demokratie und Marktwirtschaft zu etablieren. Ob Dahrendorf bereits widerlegt wurde, ist heute nicht hundertprozentig zu sagen. Völlig recht hatte er jedenfalls nicht: Immerhin wurde 1996 auf völlig demokratische Art und Weise eine Regierung von einer anderen ohne Blutvergießen abgelöst. Und letztes Jahr wieder. Die Demokratie befindet sich also in einem Normalisierungsprozeß. Eine gesunde Marktwirtschaft wird gewiß länger dafür brauchen.

Skepsis ist all jenen Kommentatoren gegenüber angebracht, die nun selbstbewußt von einem „rumänischen Sonderweg“ sprechen, der - unter der Rückbesinnung auf „alte Werte“ - eine Orientierung an der Europäischen Union bzw. an der euro-atlantischen Staatengemeinschaft obsolet machen würde. Obwohl die Verunsicherung weiter Teile der Gesellschaft nicht zuletzt im Wertewandel und in der - vor allem in Ländern wie Rumänien - mitunter rapide wachsende Meinungsvielfalt begründet ist, dürfen der Pluralismus der Ideen und das Recht auf Meinungsfreiheit nicht in Frage gestellt werden. Gegenüber solchen Überlegungen sei äußerste Vorsicht geboten!

Jene, die über fünfzig Jahre dauernden Frieden, die demokratische Entwicklung, die Partnerschaft und den langsam sich etablierenden allgemeinen Wohlstand mit der moralischen „McDonaldisierungskeule“ vom amerikanischen Kulturimperialismus verunglimpfen, versün-digen sich an der Zukunft Ost-, Mittel- und Südosteuropas.

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