Vom Elfenbeinturm zur Technologie der Zukunft

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von Anton Zeilinger

Nun noch einige Bemerkungen zur Forschungspolitik:

Der Versuch der Erarbeitung einer gemeinsamen Zielvorstellung ist ein guter Ansatz. Weniger gut dabei ist, wenn man alle Gruppen, Grüppchen und Interessenvertretungen mitreden läßt. Dadurch lassen sich nicht Spitzenleistungen erzielen.

An den diesbezüglichen Enqueten des letzten BM habe ich nur einmal teilgenommen, da mir der Forschungsbetrieb nicht mehr Zeit läßt. Mein dort gemachter Vorschlag: "Sehen Sie sich die besten Gruppen in Österreich an und fragen Sie die, wie sie arbeiten, wo ihre größten Probleme liegen." Wurde leider nicht aufgegriffen. Ich ergänze daher: Lassen Sie Personalvertreter oder sonstige Vertreter dabei beiseite.

Was offenkundig in Österreich fehlt, sind Institutionen analog zu den Max Planck Instituten in Deutschland. Hier kann man durchaus mit neuen Ansätzen aufwarten. Vielleicht wären solche Institute, die wieder nur auf höchstem Qualitätsniveau angesiedelt sein dürfen, in einer Pilotphase auf etwa 5 Jahre befristet auszutesten.

Auch in der Ausbildung im primären und sekundären Bereich ist viel zu tun:

Es geht darum, den Menschen die ordnende Macht der Naturwissenschaften klarzumachen und das unglaubliche Verständnis der Welt, das wir in den Naturwissenschaften erreicht haben. Ich denke, hier wird Robert Park mehr sagen.

Es muß den Menschen auch klar werden, dass die Naturwissenschaften Teil unserer Kultur und damit unserer Identität sind.

Wir brauchen daher eine neue Art des Lehrens der Naturwissenschaften an den Schulen.

Hier haben wir wie kürzlich in der FAZ bemerkt wurde, gerade im deutschsprachigen Raum ein besonderes Defizit. In den USA hat man in den letzten Jahren unglaubliche Brücken zwischen den Kulturen gebaut. Am Broadway gibt es immer mehr Stücke zu sehen, die sich mit Mathematik und Naturwissenschaften auseinandersetzen. Ein prominentes Beispiel ist Michael Frayn's Copenhagen. Aus Anlaß von dessen Premiere ein Symposium stattfand über einerseits Quantenphysik und andererseits die Geschichte der Atombombe. Karten dafür waren selbst auf dem Schwarzmarkt nur mehr schwer zu erhalten.

Hier haben wir offenbar die Langzeitfolgen einer Wertehaltung des Deutschen und auch Österreichischen Bildungsbürgertums. Oswald Spengler spricht etwa von der kalten Hand der Rationalität Noch immer ist es durchaus schick, zuzugeben, nicht zu wissen, wer Schrödinger war. Nicht zu wissen wer Mozart war, ist natürlich blamabel. Die kulturellen Leistungen der beiden sind natürlich ebenbürtig. Eine der wenigen Ausnahmen ist Hans Magnus Enzensberger. Ich erinnere etwa an sein nettes Büchlein. "Der Zahlenteufel"

Dabei brauchen wir nur bei Jules Verne nachzulesen:

Die Wirklichkeit liefert uns Tatsachen, die so romantisch sind, daß jede Phantasie dagegen verblaßt.

Ich darf abschließen mit Werner von Siemens, der 1883 zum technischen Fortschritt bemerkte:

"Die naturwissenschaftliche Forschung bildet immer den sicheren Boden des technischen Fortschritts, und die Industrie eines Landes wird niemals eine internationale, leitende Stellung erwerben und sich halten können, wenn das Land nicht gleichzeitig an der Spitze des naturwissenschaftlichen Fortschritts steht.

DIESE HERBEIZUFÜHREN IST DAS WIRKSAMSTE MITTEL ZUR HEBUNG DER INDUSTRIE."

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