Buchbesprechungen III

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von Rainer Ernst Schütz

Berühmtheiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die nicht selten gewürzt sind mit Humor und stilsicheren Pointen, handeln die Memoiren. – Die nunmehr, da sie an der Berliner Akademie der Künstle lagern, in Buchform jedermann leichter zugänglich sind.

Jubiläum

Tatsächlich kann der 1896 in Königsberg geborene Komponist, der 1961 starb, zwei kleinere Jubiläen feiern: 2001 ist das Jahr seines 105. Geburtstages und des 40. Todestages.

Durch die oben erwähnten vielfältigen Aktivitäten hat eine – berechtigte – Renaissance von Heymanns Musik begonnen. Es wollen sich die Menschen vermutlich doch nicht pausenlos mit Text-Müll und Musik-Irrsinn abgeben. Solch unumstößliche – und gar nicht banale - Wahrheiten wie „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt“ treffen halt noch immer zu: Mögen die GattInnen, Geliebten und andere PartnerInnen auch wechseln. Ein guter Freund bleibt.

Heymanns Lieder sind ein Stück heile Welt, „oft gepaart mit einem kleinen, textlichen Innehalten, einer liebevollen Warnung“ (Silvia Meixner) – etwa: Genieße das Leben, aber vergiss nicht, dass es auch dunkle Seiten gibt.

Nicht grundlos nannte der ebenso begabte Operetten-Texter und Musiker Robert Gilbert in seiner Grabrede Heymann einen „Künstler, dessen Begabung für Sprache von außerordentlicher Kraft und inniger Einfühlung bestimmt war“.

Bewegtes und bewegendes Leben

Werner Richard Heymann wurde als jüngstes von sieben Kindern des Getreidegrosshändlers Richard Heymann, der als Stadtverordneter angesehen war und als Gelegenheitsdichter des Königsberger Gesangvereins brillierte, und dessen Frau Johanna, am 14. Februar 1896 in der vornehmen Königsberger Tragheimer Pulverstraße geboren. Als Zwölfjähriger spielt er bereits Geige im Philharmonischen Orchester seiner Heimatstadt und beginnt mit ersten Liedkompositionen. Nach dem Tod seines Vaters, den Heymann als „ziemlich frommen Juden, wenn auch nicht orthodox“ bezeichnet, zieht er 1913 mit seiner Mutter nach Berlin. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wird aber bereits nach drei Monaten wegen Krankheit entlassen. Zurück in Berlin beginnt er ein Medizin-Studium und heiratet seine erste Frau Lo.

Das Jahr 1917 verbringt Heymann in Wien. Seine neue Komposition Rhapsodische Sinfonie wird gedruckt und ein Jahr später von den Wiener Philharmonikern uraufgeführt. Nach Berlin zurückgekehrt, arbeitet Heymann an der Tribüne mit und ist zusammen mit Friedrich Hollaender Pianist im Kabarett Schall und Rauch. Als dritten Pianisten und Komponisten engagieren die beiden den begnadeten jüdischen Musiker Mischa Spoliansky.

In den Jahren 1921 bis 1923 hat er die musikalische Leitung von Trude Hesterbergs Wilder Bühne inne. Er vertont zu dieser Zeit insbesondere Texte von Mehring (Die kleine Stadt, Die Kälte, An den Kanälen), Klabund (Matrosenlied, In Algier sind die Mädchen schwarz), Tucholsky (Das Leibregiment, Die Dorfschöne) und Heller (Berliner Moritat, Aus Pennen und Kaschemmen) sowie von Fritz Grünbaum, Marcellus Schiffer, Gustav von Wangenheim. Durch Erich Pommer kommt Heymann zum Film, wird 1926 Generalmusikdirektor der UfA in Nachfolge von Ernö Rapée und komponiert für Filmmusikern, etwa zu Murnaus Faust oder zu Fritz Langs Spione. Zeitweilig arbeitet er mit den Erfindern des Tonfilms Masolle, Vogt und Engel zusammen und begründet in der Folge das Genre der Tonfilm-Operette.

Als Max Reinhardt 1928 Artisten herausbringt, wird Heymann engagiert, das Musikmaterial zu bearbeiten und einzurichten. Aus einer Improvisation heraus entsteht sein erster Schlager Kennst du das kleine Haus am Michigansee... Erich Pommer beauftragt Heymann daraufhin, für den Film Liebeswalzer die Musik zu komponieren. Und der Film wie das Lied Du bist das süßeste Mädel der Welt werden ein internationaler Erfolg.

Mit dem jüdischen Texter Robert Gilbert arbeitet er seit 1930 zusammen. Bis 1933 komponiert Heymann die Musik für 13 UfA-Filme mit zahlreichen Hits, deren Texte in der Regel wieder von Gilbert stammen, etwa Die Drei von der Tankstelle mit Ein Freund, ein guter Freund und Liebling, mein Herz lässt dich grüßen, Bomben auf Monte Carlo mit Das ist die Liebe der Matrosen, Der Kongress tanzt mit Das muss ein Stück vom Himmel sei, Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, Der Sieger mit Hoppla, jetzt komm ich, Ein blonder Traum mit Irgendwo auf der Welt, Alles verstehen, heisst alles verzeihn. Die Interpreten sind Lilian Harvey, Willy Fritsch, Oskar Karlweis, Heinz Rühmann, Hans Albers, Paul Hörbiger und die Comedian Harmonists.

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