Buch- und CD-Rezensionen
1969 begann in Berlin mit „Kannibalen“ der Triumph des Theatermachers Tabori. Mittlerweile wird er mit Ehrungen überhäuft und gilt als der bekannteste jüdische Theatermacher, da er auch die schwierigsten Themen mit Witz und Humor behandelt. Christoph Müller schreibt über ihn: Sein „eigenwilliges Mixtum compositum aus grimmiger Gesellschaftskritik und Nonsense-Absurdität, New Yorker Seelenanalyse und zirzensischem Klamauk, Politik und Poesie, Purzelbäumen und Menschheitsklagen, Kabarettscherzen und Moralmonologen ist eine verwirrend sinnenfrohe und gedankenschwere Farce“.
Und was meint Tabori selbst über seinen Lebensraum, das Theater? „Ein gutes Publikum ist ein mutiges. Es ist willig, in den Spiegel hineinzuschauen, den wir ihm hochhalten, ein Spiegel, der [...] weder schmeichelt noch die Welttäuschungen bekräftigt [...]. Seit den Griechen ist das Theater unser größter Heiler, unser größter Lehrer und, was aufs gleiche herauskommt, unser größter Clown“.
Hoffen wir auf noch viele weitere Spiegel-Vorhaltungen.
Andreas Eckhardt; Richard Jakoby; Eckart Rohlfs, Musik-Almanach 2003/ 2004.Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland, für den Deutschen Musikrat herausgegeben, Redaktion Margot Wallscheid, Gustav Bosse Musikverlag; Bärenreiter Verlag, Kassel 2002.
Noch in den letzten Wochen des Jahres 2002 erschien die wie immer lang erwartete neue Ausgabe des Musik-Almanachs. Wieder wurde der Umfang erweitert, wieder gibt es spannende Daten und Fakten zu lesen, etwa aus den Bereichen Musikunterricht, Ausbildung, Fortbildung; Forschung und Dokumentation; Orchester und Musiktheater, Konzertdirektion und Künstlervermittlung und Hörfunk und Fernsehen. Aber auch zum Presse- und Publikationswesen, zur Musikwirtschaft, zur Kirchenmusik oder auch zu Fragen der kulturpolitischen Gremien wurden die wichtigsten Daten zusammen getragen.
Eine lohnende Investition!
Andreas Eckhardt; Richard Jakoby; Eckart Rohlfs, Musik-Almanach 2003/ 2004. Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland, für den Deutschen Musikrat herausgegeben, Redaktion Margot Wallscheid, Gustav Bosse Musikverlag; Bärenreiter Verlag, Kassel 2002.
Noch in den letzten Wochen des Jahres 2002 erschien die wie immer lang erwartete neue Ausgabe des Musik-Almanachs. Wieder wurde der Umfang erweitert, wieder gibt es spannende Daten und Fakten zu lesen, etwa aus den Bereichen Musikunterricht, Ausbildung, Fortbildung; Forschung und Dokumentation; Orchester und Musiktheater, Konzertdirektion und Künstlervermittlung und Hörfunk und Fernsehen. Aber auch zum Presse- und Publikationswesen, zur Musikwirtschaft, zur Kirchenmusik oder auch zu Fragen der kulturpolitischen Gremien wurden die wichtigsten Daten zusammen getragen.
Eine lohnende Investition!
Harenberg Kursbuch Bildung. Das erste interaktive Lexikon, Projektleitung Berthold Budde, Harenberg 2003.
Dieter Schwanitz und Marcel Reich-Ranicki haben es mit ihren Vorschlägen für die unabdingbare Bildungslektüre vorgemacht. Der Verlag Harenberg, Vorreiter in Sachen Kulturlexika, hat dieses Projekt gerne aufgegriffen, jedoch in interaktiver Art (ohne CD-ROM). 2000 Einträge sind verknüpft mit 5000 Fragen, dreimal so viel Antworten und 3000 Abbildungen. Das muss man gesehen haben!
Götz Friedrich, Mein Opernführer, Verlag Henschel, Berlin 2002.
Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass es an Opernführern derzeit mangele. An individuellen schon. Da hatte der Musikkritiker des Wiener Kurier, Franz Endler, einen vorgelegt. und nun bringt Werner Otto den Opernführer heraus, den Götz Friedrich sich mittels jahrzehntelanger Regiearbeit erarbeitete. Zusammengestellt wurden die Texte von Max W. Busch und Harro Schweizer, das Vorwort schreibt Karan Armstrong und ein intensives Gespräch über Belcanto und Belvisto steht dem ganzen Unterfangen voran. Die Ansichten auf die jeweiligen Opern, die auch in die Moderne und in die Vergangenheit gestreut sind, lesen sich spannend, darüber hinaus lockern den Text zahlreiche farbige und schwarz-weiß-Abbildungen auf. Beate Hennenberg
Britta Orgovanyi-Hanstein, Geschichtsbaum Europa, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003.
Warum Wissen und Fakten immer zwischen zwei Buchdeckel pressen? Britta Orgovanyi-Hanstein versucht es auf bildhaftere Weise, indem sie aus den tradierten Geschichtsereignissen, die sowohl Morgenland als auch Abendland einschließen, einen Baum kreiert. Auf einen Blick erschließen sich so viel leichter Verbindungen, Parallelen, zeitlich ähnliche Strategien, die in Textform so anschaulich nicht gelingen würden. Ihr Motto „Zeit ist Geschichte – Geschichte ist Meinung“ passt, der Betrachter kann sich viel schneller eine eigene Meinung bilden. Beate Hennenberg
Sylvia Grohs-Martin, Ich sah die Toten, groß und klein. Eine Schauspielerin überlebt den Holocaust, Verlag Henschel, Berlin 2002.
Noch eine Überlebensgeschichte zur Zeit des Holocaust? Ja! Nicht nur, weil sie viele bisher beschriebenen Schicksale an Erinnerungsreichtum, an Lebhaftigkeit und ihrem riesigen Überlebenswillen in den Schatten stellt. Auch nicht, weil Steven Spielberg ihr eine „unzerstörbare Leidenschaft für das Leben“ bestätigt. Sondern deshalb, weil diese starken Menschen helfen können, dass so etwas wie das Dritte Reich mit seinen vielen Mitläufern, die Bescheid wussten, aber wegschauten, niemals wieder erstehen darf! Deshalb. Dabei ist das Buch spannend zu lesen, die Lebensgeschichte berührend, die kulturgeschichtlichen Erinnerungen sind phänomenal.
Rita Kuczynski, Im Westen was Neues? Ostdeutsche auf dem Weg in die Normalität, Verlag Parthas, Berlin 2003.
Nach Rita Kuczynskis Buch Die Rache der Ostdeutschen, für das sie zwanzig Berliner befragte, warum sie PDS wählten, hat sie nunmehr für ihre aktuelle Studie achtzehn Gesprächspartner befragt, die anders wählten. Ein weiteres zur Diskussion stehendes Thema war, wie sich Ostdeutsche aktiv in die anstehenden Reformen einbringen könnten, das vielfältig analysiert wurde. Neben aller Meinungsvielfalt lautet das Fazit: ostdeutsche haben sich besser selbstverwirklichen können.
Laurenz Lütteken (Hg.), Messe und Motette, Verlage Bärenreiter und Metzler, Kassel und Stuttgart 2002.
Christiana Nobach, Streichinstrumente, Verlage Bärenreiter und Metzler, Kassel und Stuttgart 2002.
Die Idee, mehrere Artikel zusammenhängender Bereiche aus dem gewaltigen neuaufgelegten MGG-Projekt noch einmal separat zusammenzufügen, ist sehr zu begrüßen. Nunmehr, da der Sachteil vollständig abgeschlossen ist, macht es Sinn, auch die Themen Messe und Motette sowie Streichinstrumente gesondert für den Fachleser oder den speziell Interessierten herauszugeben. Das kleinere Paperback-Format sowie die exakte Widergabe der hehren MGG-Artikel (sowie deren fallweise Erweiterung) dürften den oben genannten Publikationen zu Erfolg verhelfen.
Musikpraxis in der Schule, herausgegeben von Siegmund Helms und Reinhard Schneider, Band 7: Interkultureller Musikunterricht, herausgegeben Matthias Kruse, Gustav Bosse Verlag, Kassel 2003.
In Österreich steht die Reduktion der Musikstunden auf dem Plan, eine fatale Tatsache, bergen doch gerade die musisch-kreativen Fächer die Chance, über den eigenen Tellerrand zu schauen, eigene künstlerische Fähigkeiten zu entwickeln, sich mit dem Thema „Fremdheit“ auseinander zu setzen und sich anderen Sichtweisen zu öffnen.
Vor allem der Musikunterricht bietet sich an, etwas über verschiedene Kulturen, Musikformen und interkulturelles Musikverständnis zu erfahren. Der vorliegende Band liefert etwa praktische Überlegungen in Bezug auf den Musikunterricht mit Muslimen, Wissenswertes zu Klezmer-, zu arabischer und türkischer Musik, zu Blues, zu jüdischer, chinesischer und sudanesischer Musik. Eine CD mit Hörbeispielen liegt bei.
Luca Impelluso, Götter und Helden der Antike ( = Bildlexikon der Kunst, Bd. 1). Rosa Giorgi, Die Heiligen. Geschichte und Legende. ( = Bildlexikon der Kunst, Bd. 2), Verlag Parthas, Berlin 2003.
Beide Bildbände – im Original 2002 bei Electa in Mailand erschienen – möchten einem breiten Publikum so komplexe Themen wie das der Götter und das der Mythen zugänglich machen. Die Sprache der Bilder scheint heute nur noch wenigen verständlich, so die Meinung der Autoren, und den Museumsbesuchern und Kunstinteressierten drohen wichtige Teile der Botschaften sakraler wie auch weltlicher Kunstwerke zu entgehen. Der Band über die Götter versteht sich als visueller Leitfaden zum Kennenlernen und Wiedererkennen der in der bildenden Kunst vertretenen Heiligen, auch hinsichtlich ihrer Symbolik und dem historischen Stellenwert.
101 Zen-Geschichten. herausgegeben von Paul Reps, Verlag Patmos, Düsseldorf 2003.
Auch wer sich nicht als besonderen Kenner asiatischer Lebenskunst bezeichnet, von den wissenden, weisen Mönchen der fernöstlichen Zen-Klöster hat wohl jeder schon gehört. Das Büchlein liefert gleichnishafte, teils hintergründige, teils skurrile Anekdoten, die von Zen-Meistern aus fünf Jahrhunderten überliefert wurden.
Gerald Joswowitz, Computer in der Schule. (= Musikpraxis in der Schule, hrsg. von Siegmund Helms und Reinhard Schneider, Bd. 9), Gustav Bosse Verlag, Kassel 2003.
Kein anderes Medium hat in den letzten Jahrzehnten in so viele Bereiche des täglichen Lebens Einzug gehalten wie der Computer. Was liegt näher, dieses gerät also auch für den Bereich des Musikunterrichts und für pädagogische Zwecke nutzbar zu machen, zumal er aus der Lebenswelt von Kindern schon nicht mehr wegzudenken ist. Der Autor gibt zu, dass der PC selbst kein Apparat sein kann, der Wunderdinge vollbringt, er garantiert auch noch lange nicht eine gelungene Unterrichtsstunde. Und auch die Rolle des Lehrenden ändert sich, er wird viel mehr zum sachkompetenten Berater, zum Initiator und Moderator von Lernprozessen. Der vorliegende inhaltlich gut abgestimmte Band betrachtet zum einen die Verwendbarkeit des PCs im schulischen Musikunterricht, schildert verschiedene Anwendungsmöglichkeiten und liefert Informationen zu technischen Grundlagen – schon mal eine ganze Menge. Eine Demo-CD-ROM mit Beispielen aus der allgemeinen Musiklehre, der Gehörbildung und dem Notensatz vervollständigt den Band.